Der Zweite Weltkrieg auf YouTube: British Pathé veröffentlicht 80.000 Videos

Der Mediendienst British Pathé – nach eigenen Aussagen der älteste Mediendienst der Welt – hat begonnen, 80.000 Videos auf YouTube hochzuladen. „Pathé News“ drehte von 1910 bis 1970 Dokumentationen und Nachrichtenbeiträge, die lange Zeit, bevor das Fernsehen erfunden war, in Kinosälen gezeigt wurden. British Pathé verfügt deshalb über ein riesiges Archiv mit Beiträgen zu wichtigen historischen Ereignissen. Manche besonders prominente dieser Videos sind schon längst auf YouTube verfügbar. Aber der 15. April gilt nun als Startschuss für eine große Online-Offensive des Mediendienstes. 80.000 Videos sollen seit diesem Tag auf der Video-Plattform bereitgestellt worden sein.

Der Geschichtsunterricht könne unmittelbar davon profitieren, wie Marcel auf Blogtogo vermutet. Für Lehrer und Dozenten sei dieses gewaltige Archiv eine enorme Hilfe. Historische Ereignisse, wie das Unglück der Hindenburg und beinahe unzählige Ereignisse aus dem Zweiten Weltkrieg können durch authentische Videobeiträge vor Augen geführt werden. Auf dem Blog mobiflip vermutet Johannes Geissler, dass es bei diesen professionell Interessierten nicht bleibt. Der Chef von Mediakraft, das am dem gesamten Projekt beteiligt war, wird zitiert, diese Videos seien die Schatzkiste aus dem 20. Jahrhundert.

Auf dem Newsblog der niederrheinischen Stadt Goch wurde entsprechend direkt ein Video verlinkt, das britische Truppen bei der Invasion von Goch zeigt. 1945 wurde Goch bombardiert und anschließend kam es zu Kämpfen in der Innenstadt. Es sind beeindruckende Bilder, die die zerstörte Stadt zeigen. Betitelt ist das Video allerdings „Invasion Scenes Germany: British Troops 1940.” Auf die falsche Datierung wird im Blog hingewiesen – und es ist ja ein offensichtlicher Fehler, der demnächst sicherlich auf YouTube korrigiert wird. Doch es bleibt ein leiser Zweifel, was der Laie denn von diesen nicht dokumentierten Videos lernen kann.

Weniger euphorisch ist auch Richard Osley auf seinem North London Blog. Er bezeichnet das Projekt als Lehrstunde darüber, wie es sei, online verloren zu gehen. In der Tat kann der Schritt irritieren. Die Dokumente des 20. Jahrhunderts stehen bei YouTube genauso wie Werbefilmchen, für die Mediakraft auch bekannt ist, oder neben Katzenvideos. YouTube lässt alle Unterschiede verschwinden. Nur die schlechte Qualität erinnert daran, dass hier alte Originaldokumente vorliegen. Für diese Dokumente, so lässt sich Richard Osley interpretieren, gelten ab jetzt die gleichen Spielregeln, wie für andere YouTube-Videos. Wer „Likes“ bekommt, wer ein kurzes „Witzig!“ oder ein „Krass!“ provozieren kann, der bleibt. Das andere werde im Netz verloren gehen.